Wut – unbearbeitete Trauer

Und da ist sie wieder die Situation, in der Du einfach nur noch wütend wirst und reagierst. Kennst Du das?

In meinem alten Leben hatte ich viele solcher Situationen. Teilweise wie aus dem nichts war sie plötzlich da, die Wut und ich hatte keine Chance ihr zu entkommen. Konnte nicht aus meiner Haut raus, spürte nur noch die Wut. Wut die sich so lange in meinem inneren sammelte, bis sie unkontrolliert nach außen drang und nicht selten Schaden anrichtete.

Danach fragte ich mich oft, wie konnte dass wieder passieren. Ich habe mich doch schon so gut unter Kontrolle. Von außen betrachtet war die Situation doch gar nicht so schlimm gewesen, dass es notwendig war so intensiv zu reagieren. Und die Scham bereitete sich aus und machte die aus der Wut heraus entstandende Aktion noch schlimmer.

Warum werden wir wütend?

Wir alle haben Erfahrungen in unserem Leben gemacht. Diese Erfahrungen sind tief verankert in unserem Unterbewusstsein und dieses steuert, solange wir uns nicht dieser Tatsache bewusst werden, unser tägliches Sein zu einem sehr großen Teil.

Zu diesen Erfahrungen zählen auch viele Momente des Schmerzes und des Verlustes. Momente in denen wir vor vollendete Tatsachen gestellt wurden, und mit den daraus resultierenden Konseqenzen wir uns irgendwie arangieren mussten. Momente in denen keiner Rücksicht genommen hat, wie es uns damit geht oder wie wir die Situation verkraften. Oft waren es Situationen, denen wir hilflos ausgeliefert waren und vollkommen allein Wege aus dem entstandenden Chaos finden mussten.

Oft galt es irgendwie weiter zu gehen. Stark sein, für die die schwach waren. Die Kontrolle zu behalten für die die haltlos umherirrten. Zu funktionieren für die die sich auf gaben. Oder es galt einfach nur zu überleben.

Die Zeit heilt alle Wunden.

Ja das tut sie doch es bleiben Narben. Vorallem wenn man nicht die Möglichkeit hatte, sich mit dem Verlust bewusst auseinanderzusetzen. Wenn man nicht die Möglichkeit hatte zu begreifen was geschehen ist. Wenn man nicht die Möglichkeit hatte richtige Abschied zu nehmen. Dann sind diese Narben auch nach vielen Jahren noch schmerzhaft und nicht richtig verheilt. Dann brauch es nur eine Situation die das Unterbewusstsein an den Schmerz, den Verlust von damals erinnert und die Narbe zeigt ihr hässlichstes Gesicht.

Wut die stärkste Energie des Seins

Doch da wir diesen Schmerz der sich unter der Narbe immer noch verbirgt nicht wahrnehmen wollen, reagieren wir mit der vollen Kraft unseres Seins. Mit Wut. Wut ist eine unglaubliche Energie. Energie die uns eine enorme Kraft verleiht und uns ermöglicht über uns hinaus zu wachsen. Doch die Kraft der Wut kann kaum einer kanalisieren und damit positiv anwenden. Oft tritt die Wut unkontrolliert und somit negativ nach außen.

Abschiednehmen ist wichtig

Erst wenn wir richtig Abschied genommen haben, von den „alten“ schmerzhaften Situationen haben die Wunden eine Chance wirklich zu heilen. Erst dann können Narben entstehen, die wir mit Stolz tragen, da sie bezeugen dass sie ein wichtiger Teil unserer Lebenserfahrung sind und uns erst zu dem Menschen gemacht haben, der wir heute sind. Wenn wir Abschied genommen haben, von den alten schmerzlichen Erinnerungen, werden wir nicht mehr vor Schmerz explodieren und wütend reagieren, wenn einer unbewusst den Finger auf die schmerzende Narbe drückt.

Abschiednehmen heißt jeden vergangenen Moment dankbar hinter sich lassen zu können und dadurch mit Mut und positiver Energie die eigene Zukunft selbstständig glücklich gestalten zu können.

Dieser Beitrag entstand auf Grund einer Anfrage die mich erreicht hat, mal über die Wut zu schreiben. Gern schreibe ich auch über Dein Thema. Schicke mir einfach eine Nachricht.

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